John (Markus Lingstädt) und Steven (Philipp Arnold) sind Schüler an einer englischen Jungenschule, geprägt von christlicher Moral, in einem Umfeld der strengen Ordnung und der Pflicht zur Gesellschaftstauglichkeit. Die Liebe zueinander schafft Irritation, sei es auf familiärer, schulischer, sexueller oder individueller Ebene. Darum geht es im Theaterstück WUT, welches derzeit vom jungen Theater in Leverkusen aufgeführt wird. Am 28. Februar war die BJ mit einer kleinen Gruppe auf Tour, um sich das von Thomas Ritzinger inszenierte Stück im Westdeutschen Tourneetheater anzuschauen.
Steven weiß sicher, dass er schwul ist, hat es aber bisher nur seiner besten Freundin Linda (Yavanna Pütz) erzählt. Aus gutem Grund: Seine Eltern scheinen sehr konservativ zu sein und an der Schule wird er auch ohne Outing schon gemobbt und verprügelt. Verliebt ist er ausgerechnet in John - den Schönling der Schule. Doch dann begegnet er John an einem Ort, an dem er ihn niemals erwartet hätte...
Die Inszenierung zeigt wunderbar, was auch heutzutage noch in einem schwulen Jungen während des Coming outs vorgeht. Sowohl die Schwierigkeit des "Sich-Eingestehens", als auch die Probleme die durch ein intolerantes Umfeld entstehen, werden von den Schauspielern beeindruckend realitätsnah dargestellt. "Ich war überrascht als ich erfahren habe, dass selbst in der heutigen Zeit noch solche Probleme mit der gesellschaftlichen Toleranz existieren", erzählt eine Teilnehmerin an der Nachbesprechung nach der Aufführung.
Doch geht es in dem Stück bloß um die Schwierigkeiten zweier homosexueller Jugendlicher? Oder rückt nicht viel mehr eine Frage, die sich für jeden stellen kann, ins Zentrum:
Darf man in einer Gesellschaft, die bestimmte moralische Werte setzt, der Mensch sein, der man ist? Was bäumt sich in einem Menschen auf, der sich gegen die Norm stellen muss? MUT oder WUT?
Fest steht jedenfalls: Das Stück sollte man gesehen haben. Das einzige was wirklich sehr sehr Schade an der Aufführung war: Die circa 30 Zuschauer waren viel zu wenig. Wenn man bedenkt, dass trotz massiver Promotion für das Theaterstück am selben Abend eine lesbisch- schwule Party mit 20 mal so vielen Leuten stattgefunden hat, muss sich auch mal die eigene Community deutliche Kritik gefallen lassen: Viele scheinen sich nur noch für seichtes Entertainment zu interessieren. "Party an - Hirn aus" ist oftmals das Motto. Oder wie es in der Nachbesprechung von Regisseur Thomas Ritzinger so schön kommentiert wurde:
"Beim Theater muss man eben auch als Zuschauer etwas Nachdenken und sich Gedanken machen. Das schreckt viele ab."Weitere Aufführungen von WUT sind am 21.03., 29.03. und 26.04. im Jungen Theater Leverkusen.
© by Tom
TTS: Text to speech
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