Heute war es für mich soweit. Die erste Klasse die ich im Rahmen des Projektes SchLAu (Schwul Lesbische Aufklärung in NRW) besuchen durfte, war Heute an der Reihe. Es handelte sich um eine 10te Klasse einer Schule für Jugendliche mit besonderem Förderungsbedürfnis in Wuppertal, bestehend aus 10 Schülern. Zusammen mit meinen Teamkollegen haben wir uns auf Wunsch der Lehrerin den Fragen der Schüler gestellt und 90 Minuten lang der Klasse gezeigt, was Homosexualität wirklich ist und Vorurteile, sowie Klischeevorstellungen mit den TeilnehmerInnen in Frage gestellt. Ich möchte einfach einmal die Unterrichtseinheit Revue passieren lassen und mein persönliches Feedback dazu geben.
Um 8.15 Uhr ging es los. Wir hatten das erste mal Kontakt zu der Klasse. In einem Sitzkreis haben sich die SchülerInnen, ihre Lehrerin sowie wir Teamer hingesetzt und einfach eine kleine Vorstellungsrunde gestartet. Dabei haben wir den TeilnehmerInnen direkt gesagt das wir Schwul sind. Daraufhin haben wir ein paar wichtige Regeln aufgestellt. Unter anderem auch die, dass es für diese Veranstaltung KEINE Noten gibt und das alles was gesagt wird in diesem Raum bleibt. Pluspunkt für uns, mit den Noten hatten wir die meisten schon für uns gewonnen.
Dann kam ein kleines Spiel an die Reihe, das "Ich/ Ich nicht"-Spiel. Im Grunde ist es sehr einfach und wirkt auf den ersten Blick sehr einfach aber die TeilnehmerInnen erfahren während des Spieles das auch Sie in Ihrer Gruppe mitunter eine Minderheit darstellen können und das garnichts Schlimmes ist.
Im Anschluss an dieses Spiel haben wir eine Bildergalerie gezeigt. Ca 50 Schwul/Lesbische Motive wurden auf dem Boden verteilt und jeder Schüler (und die Lehrerin) hat dann ein Bild ausgewählt. Dann hat jeder einzelne erzählt, warum er/sie grade dieses Bild ausgewählt hat und ob es ihm positiv oder negativ aufgefallen war. Auf den Ergebnissen dieser Auswertung aufbauend haben wir dann ein kleines Brainstorming gemacht.
Die Schüler sollten alle Begriffe, die sie mit dem Oberbegriff Sexualität verbinden einfach laut aufsagen und wir Teamer haben sie an die Tafel geschrieben. Das einzige was mich schockiert hatte war jedoch, dass die schlimmsten Wörter von uns aus dem Team kamen. Die aus dem Brainstorming resultierende Diskussion war dann auch sehr interessant und zeigte uns Teamern, dass die Unterrichtseinheit anscheinend sehr gut angekommen ist. Plumpe Fragen sind gar keine gefallen, sondern wirklich nur Fragen, welche von ernsthaftem Interesse kundeten. Die Gesprächsrunde war die ganze Zeit sehr locker, es wurde viel gelacht und auch von unserer Seite sehr ungeniert über pikante Themen gesprochen. Die schönsten Fragen die gestellt worden sind möchte ich hier einmal festhalten (Fragen unverändert abgetippt):
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Wie verhält sich der Schwule gegenüber Mädchen?
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Warum passiert so was? Warum werden Männer schwul oder Mädchen lesbisch?
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Warum wollen Männer halt schwul sein?
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Warum kleiden sie sich wie eine Frau?
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Wieso verstecken sich Schwule oder Lesben?
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Warum sind Lesben ekelhafter als Schwule? (da bin ich ja fast vom Stuhl
gefallen)
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Was mögen Schwule und Lesben am Geschlechtsverkehr?
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Was passiert wenn Schwule Geschlechtsverkehr haben ohne Verhütung? Wo kommt das Sperma
hin?
- Tut denen dat nicht weh, wenn sie Po Sex haben?
Die Fragen sind zum einen während der Diskussion gefallen, zum anderen wurden sie vorher von der Lehrerin anonym schriftlich eingesammelt und uns zur Verfügung gestellt. Ich habe sie von diesem Zettel wirklich unverändert abgetippt. Nach gut 90 Minuten war dann alles vorbei. Wir Teamer haben nocheinmal ein großes Blatt auf den Tisch gelegt und die Gruppe einfach mal ein Feedback geben lassen in Wort, Schrift und Bild. Das war seit 2 Jahren die erste Klasse, die wieder an einem SchLAu-Projekt teilgenommen hat und die Resonanz war einfach nur überwältigend schön. Eins steht fest, diese Klasse wird definitiv nicht meine Letzte gewesen sein. Ich hoffe das ihr noch viele Klassen folgen werden.
Auszug aus Renés Weblog.
TTS: Text to speech
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